Das Handbuch „How-To Dritter Ort“ ist nun erhältlich. Für das PDF bitte auf das Bild klicken. Bestellung des Handbuches bitte bei Kultur und Beeren.
Fontane Garten:
Ein Dritter (Kultur-) Ort
Michael Haddenhorst | Fontane Garten, Rauschendorf
Fontane Garten Rauschendorf –
vom Privatgarten zur Begnungsstätte im Grünen
Was ist der Fontane Garten und wie funktioniert er? (Auf dem Weg – Interviews mit ‚Dritten Orten‘ im Landkreis Oberhavel)
Der Fontane Garten ist ein kleiner touristischer Betrieb im Zusammenspiel eines Gartens mit Outdoorcafé, eines offenen Treffpunktes als ‚Dritten Ort‘, einem Erholungsort für Radtouristen, eines Van-Stellplatzes, einer Örtlichkeit für Feste und Feiern, sowie einem kulturellen Veranstaltungsort.
2019 wurde der Fontane Garten im kleinen Dörfchen Rauschendorf in der Gemeinde Sonnenberg nahe Gransee für den Publikumsverkehr eröffnet. Der Name war als Hommage an den Freigeist, Reiseschriftsteller und Lebemann Theodor Fontane gedacht, der zufällig im selben Jahr seinen 200. Geburtstag feierte. Mit seinen Tugenden sollte der umtriebige, märkische Autor als Vorbild und Omen für die ins 21. Jahrhundert übertragene Vision eines kreativen Vorhabens stehen.
Im Dorf selbst gab es nichts, außer einer, abgesehen von der Landwirtschaft, unberührten Natur. Nur die Aussicht auf touristische Ausflugsziele in der Nähe wie der Stechlinsee oder das Schloss Meseberg am Huwenowsee, hielten die Hoffnung auf eine erfolgreiche Annahme des Standorts aufrecht. So galt es, die Herausforderung anzunehmen, in diesem Umfeld ohne eigenen ‚Point of Interest‘ einen Dienstleistungsbetrieb zu etablieren, der letztlich auch zum Lebensunterhalt beitragen sollte.
Diesem Vorhaben folgend, wurde unter dem Namen Fontane Garten nach Möglichkeiten gesucht, auf der Grundlage des vorhandenen großen Areals mitten im Dorf – aber in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet – touristisch interessante Erlebnisse zu bieten. Durch die Teilnahme an der Initiative ‚Offene Gärten‘ war eine Einstiegsidee geboren, die ausgebaut werden konnte. Erstmals dienten wir damit unseren Gästen als Begegnungsstätte im Grünen, indem wir auf das publizistische Potenzial der Initiative zurückgriffen.
Wo kommt die Motivation für die soziokulturelle Ausrichtung her?
Meine größte Motivation entwickle ich meistens aus der Begegnung mit Menschen. Für mich ist dieser Austritt aus der Isolation auf dem Lande oft wichtiger dem Lande oft wichtiger als der wirtschaftliche Teil meines Unternehmens. Mit sporadischen Veranstaltungen, wie der Lesung einer jungen, aufstrebenden Autorin und einem Kinoabend, wurde der Weg zu einem kulturtouristischen Angebot in der Region um Gransee weiterverfolgt.
Schritt für Schritt kamen neue Betätigungsfelder dazu. So wurden im großen Rund des Gartens einige Van-Stellplätze etabliert, die im Rahmen des ‚Landvergnügens‘ angeboten werden konnten.
Eine wichtige Maßnahme, um Individualreisende in die etwas abgelegene Region im Norden Oberhavels zu locken und den Garten überhaupt einem größeren Publikum bekannt zu machen. In den folgenden Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass ohne eine irgendwie geartete Gastronomie, kein weiterer Spielraum erzeugt werden konnte, um das Angebot des Gartens lohnend zu betreiben. Mit dem Projekt auch Geld zu verdienen, wurde unausweichlich, da immer mehr Zeit und Mittel in den Garten flossen und ein Ausgleich erwirtschaftet werden musste.
Michael: Auf meinen Reisen habe ich Outdoorcafés, Strandbars, Biergärten sowie Popup-Restaurants kennengelernt, die in der Regel das vorhandene Umfeld einbezogen und einen eher improvisierten Stil pflegten. Da diese oft in die Natur eingebetteten Erlebnisstätten mich nachhaltig beeindruckten, beschloss ich, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen.
Die Art der reinen Outdoor-Gastronomie schien perfekt zum vorhandenen Gartenensemble zu passen und wurde in der Folge mit einem vergleichsweisen kleinen Budget, aber viel Eigenarbeit umgesetzt. Theo‘s Gartencafé entstand als charmante, in die historische Architektur integrierte, Kaffeeausgabe, sowie einer mediterran wirkenden Terrassenanlage mit Pergola auf drei Ebenen. Außerdem wurde ein, vom restlichen Garten abgegliederter Sitzbereich unter dem Walnussbaum geschaffen.
Damit einhergehend wurde auch die Notwendigkeit immer drängender, die offiziellen Behördengänge zu absolvieren, um den genehmigten Umnutzungsantrag zum ‚Cafébetrieb mit Veranstaltungen‘ in den Händen zu halten. Im Nachgang liest sich das alles wie ein vorhandener Plan, der abgearbeitet wurde. In Wirklichkeit war es jedoch ein holpriger Weg, geprägt von vielen Zufällen, aufgrund dessen sich das Eine aus dem Anderen ergab. Das Vorhaben wurde aber auch immer weiterentwickelt durch die Begegnung mit Menschen, die sich unterstützend einbrachten.
So lernte ich 2021, in einem vorläufig letzten wichtigen Schritt, Jan Kühling vom Kultur&Beeren-Projekt in Kremmen kennen, der mir die Entwicklung zu einem ‚Dritten Ort‘ vorschlug.
Die Verwirklichung dieser soziokulturellen Idee, brachte auch eine Förderung mit sich, mit der sich Maßnahmen umsetzen ließen, auch bei ungünstigem Wetter den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Außerdem konnten Veranstaltungen durchgeführt werden, die ansonsten mit einem großen wirtschaftlichen Risiko verbunden gewesen wären. Ebenfalls ließ sich nun auch die Dorfbevölkerung überzeugen, regelmäßige Treffen im Schutz der hohen Feldsteinmauer abzuhalten.
Wir hoffen und sind sicher, dass dieses Handbuch anderen, die einen Dritten Ort gründen wollen, in der Start-Up Phase ein hilfreicher Leitfaden sein kann!
Das Projekt wurde maßgeblich über das Förderprogramm „Kultur in ländlichen Räumen“ aus dem Bundesprogramm „BULE“ sowie von der BregIOnal finanziert. Der Verband Impuls e.V. erhielt weiterhin finanzielle Unterstützung vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Brandenburg.
Wir danken allen Unterstützern dieses Projektes und danken allen Autoren des Handbuches für Ihre wertvolle Arbeit!
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
